»Psst…darüber spricht man nicht« – Harald Hahn und sein Großvater Anton Knödler

Wie geht man mit Schweigen in der eigenen Familie um? Wenn man erfährt, dass der eigene Großvater als »Asozialer« bezeichnet wurde und deswegen im Konzentrationslager war? Wenn das Wort »asozial« heute noch ein Schimpfwort ist?

Harald Hahn ist Theaterpädagoge, Supervisor und Kulturschaffender. Er hat darauf eine Antwort gefunden: Kunst. 2020 führt er zum ersten Mal sein Theaterstück »Monolog mit meinem ›asozialen‹ Großvater. Ein Häftling in Buchenwald« auf.

Darin beschäftigt er sich mit der Geschichte seines Großvaters. Anton Knödler wird im Juli 1938 im Rahmen der »Aktion Arbeitsscheu Reich« verhaftet und in das Konzentrationslager Buchenwald eingeliefert. Nach seiner Entlassung wird er in die Kriegsmarine eingezogen. Harald Hahn spricht über das sorgfältig gehütete Familiengeheimnis und die damit verbundene Scham. Er stellt sich auch der Frage, wie Herkunft und Klasse bis heute das Erinnern bestimmen.

Wir haben ihn zum Interview getroffen und zeigen Ausschnitte aus seinem Theaterstück.

Mehr zum Theaterstück erfahrt ihr unter www.asozialer-grossvater.de.

Menschen werden als »asozial« bezeichnet und verfolgt, weil sie in der nationalsozialistischen »Volksgemeinschaft« keinen Platz haben. Das betrifft vor allem Arbeits- oder Wohnungslose, Bettler, Fürsorgeempfänger/-innen, Prostituierte oder unangepasste Jugendliche. Ihnen wird vorgeworfen, die Gemeinschaft zu gefährden. Bei ihrer Verfolgung arbeiten Behörden wie Fürsorgeämter, Justiz und Polizei zusammen. Sie schaffen ein engmaschiges Netz aus Überwachungs- und Zwangsmaßnahmen.

Bezeichnung für alle im Herrschaftsbereich der Nationalsozialisten errichteten Haftstätten für politische Gegner/-innen oder Menschen, die zu solchen erklärt wurden. Die Gefangenen sterben an schwerer körperlicher Zwangsarbeit, Unterernährung, Krankheiten, Folter sowie durch gezielte und willkürliche Morde. Die Lager stehen unter Kontrolle der SS (Schutzstaffel). Zwischen 1933 und 1945 waren insgesamt 2,5 bis 3,5 Millionen Menschen in Konzentrations­lagern inhaftiert.

Menschen werden als »A­soziale« bezeichnet und verfolgt, weil sie in der nationalsozialistischen »Volksgemeinschaft« keinen Platz haben. Das betrifft vor allem Arbeits- oder Wohnungslose, Bettler, Fürsorgeempfänger/-innen, Prostituierte oder unangepasste Jugendliche. Ihnen wird vorgeworfen, die Gemeinschaft zu gefährden. Bei ihrer Verfolgung arbeiten Behörden wie Fürsorgeämter, Justiz und Polizei zusammen. Sie schaffen ein engmaschiges Netz aus Überwachungs- und Zwangsmaßnahmen.